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Die Haake-Stiftung eröffnet ihren Monrepos-Zyklus
Mit Festigkeit in der Stimme hinauf in schwierige Höhen
Musikalische Reise durch Brasilien

Die Haake-Stiftung eröffnet ihren Monrepos-Zyklus
Die Renaissance faszinierend falsettierender Männerstimmen bringt immer neue, erstaunliche Begegnungen. Eine Ausnahmeerscheinung präsentierte nun Freia Fischer im Eröffnungskonzert des Monrepos-Sommerzyklus, zu dem die Stuttgarter Stiftung des Kunstförderers Hermann Haake geladen hatte.

Außergewöhnlich ist der brasilianische Countertenor Gerson Luiz Sales insofern, als er enorme stimmliche Frequenz mit einem breit gefächerten Repertoire verbindet, das eine in allen Registern fest gefügte Stimme erfordert. Der Sänger Sales meistert dies ohne erkennbare Anspannung mit betörendem Timbre.
Sein Monrepos-Liederabend, der mit dem Cellisten Matthias Hehrmann und Ralf Kathmeyer (Klavier) kammermusikalisch geweitet wurde, begann mit Henry Purcells berühmt liebesseligen "Sweeter than roses", dem Orpheus Britannicus huldigend.
Von hier aus führte Gerson Luiz Sales, der unter anderem mit Purcells "King Arthur" und als Glucks "Orfeo" international Aufsehen erregte, seine Lieferfolge als brasilianischer Orpheus zum funkelnden Perlenfest der Koloraturen. "Ich habe dir eine Perlenkette geschenkt", intonierte er mit der Weise seines Landsmannes Marlos Nobre.
Perlend, lyrisch, auch mit schier dramatischer Intensität brachte er einen eigenständigen brasilianischen Liederblock, natürlich gerankt um Heitor Villa-Lobos mit dem Aussingen leidenschaftlicher Schwüre. Dies war sowohl Pendant wie auch sängerisch konsequente Weiterführung nach den im ersten Abschnitt vorgetragenen Renaissance- und Barockliedern englischer und italienischer Art. Unerhört bei alledem die Brisanz einer Stimme, die in extremer Position nie ihre natürliche Schönheit verliert.
Stürmischer Applaus im Monrepos-Kuppelsaal, auch für die mitternächtlich sakral mündende Zugabe. Das Duo Hehrmann/Kathmeyer bereicherte den Liederabend - abgesehen von sanglichem Einvernehmen im Trio - mit Sätzen aus Manuel da Fallas Suite populaire espagnole und Ralf Kathmeyer offerierte mit den von Vladimir Horowitz für brillante Tastenkünstler verfassten Carmen-Variationen ein Kabinettstück.

Quelle: Ludwigsburger Kreiszeitung, 8. Juli 2001; Verfasser: Erhard Röder

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Mit Festigkeit in der Stimme hinauf in schwierige Höhen
Im Schauspielhaus gab Countertenor Gerson Luiz Sales einen Liederabend. Der Besuch war - wie oft beobachtet im Schauspielhaus - sehr mäßig, die Atmosphäre durch allzu viel Schwarz auf der Bühne ein wenig bedrückend. Die Lieder waren es keineswegs. Da gab es Helligkeit.

Der in Rio de Janeiro geborene Sänger war in verschiedenen deutschen Städten engagiert, so auch in Dortmund. An der Kölner Musikschule begann er mit einer Ausbildung zum Countertenor - mit Erfolg, wie man hören konnte. Seine Falsettstimme, die weniger zum Alt, sondern mehr zum Sopran tendiert, ist von einer reizvollen Schönheit. Überraschen wie er die Höhe meistert. Er geht in Regionen, die sonst nur großen Opernsängerinnen vorbehalten sind. Die aber erreicht er mit einer Leichtigkeit.
Das ein wenig ausgeprägte Vibrato gehört bei ihm zum Timbre. Aus den Inszenierungen von John Dew ist er den Opernfreunden bekannt. Darum war es umso verwunderlicher, dass nicht mehr Besucher gekommen waren. Wer da war, erkannte aber den prädestinierten Sänger dieses Sonderfachs und brachte ihm hohe Anerkennung entgegen.
Das Programm reichte von Liedern der alten Meister wie Henry Purcell über Guillio Caccini mit dem berühmten "Amarilli" bis hin zu Battisti Pergolesi. Sehr gut eingefühlt in den Stil der Meister war der Sänger, der von Klavier und Violoncello unterstützt wurde. Im zweiten Teil spielte er förmlich mit seiner Stimme. Er parlierte, auf Sprache basierend, er fand leise und doch deutlich formulierte Töne, manchmal an exponierten Fortestellen, aber auch in der Höhe schrill anmutenden Töne. In diesem Teil wurden Zeitgenossen berücksichtigt. Im Mittelpunkt stand Heitor Villa-Lobos.
Einen Suitensatz für Violoncello mit Klavier von Manuel des Falla spielte Matthias Hehrmann mit sanftem, ein wenig zu dezentem Ton. Er hätte mehr zu bieten gehabt. Temperamentvoll das Klavierspiel von Ralf Kathmeyer. Viel Beifall gab's und Zugaben.

Quelle: Westfälische Rundschau, 13. Juni 2001; Verfasserin: Charlotte Strothmann

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Musikalische Reise durch Brasilien
Mit dem Stimmbruch verlieren die Knaben die Kunst, in hohen Sopran- und Altlagen zu singen. In Renaissance und Barock übernahmen Kastraten die Partien, die heute meist von Frauen in Hosenrollen gesungen werden. Denn Countertenöre, die eine Quinte höher als Tenöre singen können, sind selten. Gerson Luiz Sales hat am Dortmunder Opernhaus die Altus-Rollen übernommen - sein Liederabend am Montagabend im leider schlecht besuchten Schauspielhaus war ein seltenes und besonderes Erlebnis.
Ungemein klar, fast glockenhell ist die Stimme des Brasilianers, den Ralf Kathmeyer (Klavier) und Matthias Hehrmann (Cello) mit barocktypischem Continuo begleiteten. In den hohen Lagen klang Sales Alt noch fülliger als in der Tiefe. An die virtuosen Aufgaben, die man den Kastraten früher bevorzugt stellte, erinnerte der Sänger mit den Liedern von Purcell und Caccini. Eine klare Linienführung gab er den Koloraturen, stilecht und sehr geschmackvoll war seine Verzierungspraxis im berühmten "Amarilli" von Caccini.
Große Sinnlichkeit geht von Sales Falsett aus, das eine wunderbar schimmernde Farbigkeit hat. Besonders gut zur Geltung kam dies in den Liedern aus der Heimat eines Countertenors. Lautmalerische Balladen über die Landschaften in Brasilien, die Menschen, das Vögelchen "Uirapurú", das nur zu einer bestimmten Zeit im Jahr singt, hatte der Countertenor ausgewählt. Eine geheimnisvolle Zugreise durch den Nordosten Brasiliens besang er von Waldemar Henrique. Manches, wie der Text der Erzählung von den "Launen der uninteressierten Mulattin" mag für unsere Ohren vielleicht etwas kitschig klingen, aber Sales vermittelte mit eindringlichem Ton die Mentalität der naturverbundenen Menschen Brasiliens.
Beinahe noch Schubertschen Geist atmeten die Lieder von Heitor Villa-Lobos, z.B. sein "Lied eines Dichters aus dem 18. Jahrhundert". Fremd klang die hohe Altstimme auch in der "Bachianas Brasileiras". Viel weiter entrückt als in den Renaissance- und Barockwerken, in denen wir uns an Countertenöre schon gewöhnt haben, schien sie in den Liedern aus einer anderen musikalischen Welt, in denen auch ein bisschen Heimweh des Sängers mitklang.

Quelle: Ruhr Nachrichten, 13. Juni 2001; Verfasser: JG

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